Lichtmalerei

Fotografieren bedeutet dem Wortsinn nach „Malen mit Licht“. Doch wie lassen sich Fotos erzeugen, die „wie gemalt“ aussehen? Die richtige Zutat hierfür ist eine lange Belichtungszeit bei sich bewegenden Objekten. Vögel, die am Strand entlang laufen, übers Meer fliegen, oder im fließenden Bach nach Nahrung suchen eignen sich besonders gut hierzu.

Nachfolgend habe ich ein paar Beispiele herausgesucht, die mir besonders gut gefallen. Mein Lieblingsbild ist der schnell dahintrippelnde Sanderling am Meeresspülsaum. Die Aufnahme entstand am Ostseestrand bei Wustrow. Die Belichtungszeit beträgt 1/13 Sekunde. Im Hintergrund verschwimmen die Wellen miteinander, während die Beine des schnell an der Küstenlinie entlanglaufenden Sanderlings sich überschlagen. Auch das Foto der beiden Austernfischer am Nordseestrand gefällt mir nach wie vor ausgesprochen gut. Es entstand im November 2014 in der späten Abenddämmerung bei einer Belichtungszeit von 0,4 Sek. Das Foto von Sanderling und Austernfischer ist mit 1/20 Sekunde aufgenommen. Fliegende Vögel bewegen sich sehr viel schneller als am Strand herumlaufende. Daher sind die Belichtungszeiten, mit denen „malerische Effekte“ erzielt werden, kürzer als bei herumlaufenden Vögeln, meist zwischen 1/30 und 1/100 Sekunden. Die Kamera wird mitgezogen. Wichtig ist daher ein attraktiver Hintergrund, der im wahrsten Sinne des Wortes „verwischt“ wird. Natürlich hat man bei solchen Lichtspielereien einen relativ großen Ausschuss – das digitale Zeitalter macht dies „schadlos“ möglich.

Schöne Situationen lassen sich auch an fließenden Bächen einfangen. Als ich im Oktober 2015 die andalusische Stadt Granada besuchte, stand die Tierfotografie nicht im Vordergrund. Am dortigen Rio Genil fielen mir aber die zahlreichen Gebirgsstelzen auf, die im schnell fließenden Bach nach Nahrung suchten. Jetzt hieß es, eine gute, einigermaßen getarnte Stelle zu finden, von wo aus sich die Nahrungssuche beobachten und fotografieren ließ. Diese fand ich kurz vor einem Sohlabsturz, wo das Wasser besonders schnell floß. Genau dort suchten die Gebirgsstelzen regelmäßig nach Nahrung und mir gelangen viele schöne Lichtmalereien.